Unter Drogenprüfung oder Drug-Checking (auch: Drugchecking, Pill Testing) versteht man die chemische Analyse von zumeist auf dem Schwarzmarkt gehandelten psychotropen Substanzen, um potentielle Konsumenten vor besonders gesundheitsschädlichen Präparaten warnen zu können und somit die Gefahren, die beim Konsum von Substanzen mit einer nicht bekannten Zusammensetzung entstehen können, zu vermindern bzw. ungewollte Überdosierungen zu verhindern. Weiteres Ziel ist es, die Drogenmündigkeit zu fördern. Konkret ist dies zum Beispiel ein Drogenprüfstand auf einer Technoveranstaltung, an dem die mitgebrachten Drogen auf Wirkstoffgehalt und Zusammensetzung getestet werden können. Idealerweise gibt es auch umfangreiches Informationsmaterial zu den Substanzen.

In verschiedenen europäischen Ländern gibt es bereits Möglichkeiten zum Drug-Checking wie zum Beispiel in Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. In Spanien und in Frankreich wird Drug-Checking von staatlichen oder halb-staatlichen Stellen betrieben. In Deutschland unterscheidet sich die Situation je nach Bundesland.

Deutschland

1990er Jahre

In Deutschland hat der Verein Eve & Rave in den 1990er Jahren das erste Drug-Checking auf Partys gemacht. Dieses wurde durch Ermittlungen der Polizei eingestellt. Nach komplettem Freispruch der Angeklagten hat das Bundesgesundheitsministerium eine Weisung an alle staatlichen Labore entsandt, dass von diesen keine Proben von zivilen Organisationen angenommen werden sollen.

Derzeitige Situation

Im Juni 2023 beschloss der deutsche Bundestag ein Gesetz, das den deutschen Bundesländern die Möglichkeit gibt, unter bestimmten Auflagen das Drug-Checking zu erlauben. Ende Juni existierten in Berlin und Thüringen Pilotprojekte für kostenloses Drug-Checking. Einer damaligen Umfrage unter allen Bundesländern zufolge planen sonst lediglich Baden-Württemberg und Hessen die Einführung von kostenlosem Drug-Checking.


Mecklenburg-Vorpommern

Seit 13. Mai 2024 gibt es in Mecklenburg-Vorpommern als erstem deutschen Bundesland eine Landesverordnung über die Durchführung von Modellvorhaben zu Substanzanalysen (Drug-Checking-Landesverordnung - DrCheckLVO M-V). Seit dem 24. Juni 2024 hat die Universitätsmedizin Rostock die Erlaubnis zum landesweiten mobilen und stationären Drug-Checking. Projektstart war das Fusion-Festival in Lärz, auf dem 446 Proben, darunter 153 MDMA-Pillen, getestet wurden. Im November 2024 wurde das Angebot auch auf Clubs und Diskotheken in MV ausgedehnt. Erster Testlauf fand am 22. November 2024 im Schweriner Club Zenit statt. Das Test-Personal ("detect!-Team") besteht vorwiegend aus Mitgliedern der AG Freizeitdrogenforschung der Universitätsmedizin Rostock. Pillenwarnmeldungen werden über die eigene Website herausgegeben.

Thüringen

2021 entwickelt die SiT – Suchthilfe in Thüringen mit „SubCheck“ ein mobiles Drug-Checking-Pilotprojekt.

Berlin und Brandenburg

Seit 2005 existiert in Berlin ein Peer-Group-Projekt mit dem Namen „Autonomer Drogeninfostand“, das Farbreaktionstests mit Marquis-Reagenz (Mecke-, Simons-, Mandelin-Reagenz) auf Partys anbietet. Um Strafbarkeit zu vermeiden, wird nach dem „Selbstuntersuchungsmodell“ aus dem Gutachten über „Die Zulässigkeit von Drug-Checking, Rechtliche Risiken und Nebenwirkungen von Drug-Checking“, von Harald Hans Körner, getestet.

2008 hat sich in Deutschland die Initiative „Drug-Checking Berlin-Brandenburg“ zur Etablierung von Drugchecking-Angeboten im staatlichen Drogenhilfesystem von Deutschland gegründet. In Berlin können seit Juni 2023 kostenlos, anonym und legal in drei Beratungsstellen Drogen getestet werden lassen.

Literatur

  • Annemieke Benschop, Manfred Rabes, Dirk J. Korf: Pill Testing – Ecstasy & Prävention – Eine wissenschaftliche Evaluationsstudie in drei europäischen Städten, Amsterdam 2002, Rozenberg Publishers, ISBN 90-5170-685-5
  • Hans Cousto: Drug-Checking - Qualitative und quantitative Kontrolle von Ecstasy und anderen Substanzen, 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Solothurn 1999, Nachtschatten Verlag, ISBN 3-907080-23-8

Weblinks

  • Energy Control – staatlich teilfinanziertes, internationales Drug-Checking-Labor in Madrid
  • ChEck iT!, Österreich
  • http://www.eve-rave.net/abfahrer/drugchecking.sp - Drug-Checking Konzept
  • Drug-Checking-Programme – Entwicklung, Durchführung, Ergebnisse, Nutzen und Nutzung von dem „Seminar zur Drogenthematik“ in der Offenen Uni BerlinS
  • Linkliste zum Thema Drug-Checking
  • Reportage über Drug-Checking in Deutschland und Österreich in der ARD-Sendung Polylux vom 18. Dezember 2007
  • Videobeispiel für Drug-Checking anhand des sog. Marquis-Test
  • Webseiten des Drug-Checking Berlin-Brandenburg, Beratungs- und Testangebot zu psychoaktiven Substanzen
  • Wie mit Drug-Checking illegale Drogen sicherer werden sollen im SWR2-Podcast "Impuls - Wissen aktuell" vom 25. November 2021
  • „Die Zulässigkeit von Drug-Checking, Rechtliche Risiken und Nebenwirkungen von Drug-Checking“, Gutachten von Oberstaatsanwalt Dr. Harald Hans Körner, Zentralstelle für die Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität (ZfB) (PDF; 21 kB), Frankfurt am Main, 1997

  • Betäubungsmittelrechtliche Rahmenbedingungen von Drugchecking – Cornelius Nestler – 2008, Medienprojekt PSI-TV: Fachtagung Drugchecking
  • Einleitung und Referat von Tibor Harrach „Das Berliner Drugchecking Programm“ – 2008, Medienprojekt PSI-TV: Fachtagung Drugchecking
  • Drugchecking in der Schweiz – Referat von Alexander Bücheli – 2008, Medienprojekt PSI-TV: Fachtagung Drugchecking

Einzelnachweise


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